Thuringia wurde am 16. Juni 1922 am BG Wien XII gegründet. Bereits im 5. Semester (1924) übersiedelte die Verbindung in den 8. Bezirk, wo sie bis heute – bis 1950 in der Albertagasse, dann 48 Jahre in der Ledergasse und sei 1988 in der Lange Gasse 59 – ansässig ist. Dem VPV, dem Vorläuferverband des MKV gehörte Thuringia nicht an. Sie trat 1934 gemeinsam mit der gesamten AG (Arbeitsgemeinschaft der Wiener kath. Pennalkorporationen) als WStV dem MKV bei. Seit 1934 gibt es auch ein Nachrichtenblatt (Thuringen Nachrichten) der Verbindung, das in losen Folgen bis heute erscheint. 1937 erfolgte die Übernahme von Rugia (ggr. 1928) einer Gründungsverbindung des MKV und deren Tradition.
Bei der zwangsweisen Auflösung durch das NS-Regime im Jahr 1938 hatte Thuringia einen Mitgliederstand von 2 Ehrenmitglieder, 8 Ehrenphilister, 21 Urphilister, 6 Bandphilister, 2 inaktive und 8 aktive Burschen, sowie 3 Füchse. Vom 33. bis zum 47. Semester lebte die Verbindung im Untergrund. Einmal wöchentlich trafen sich die Bundesbrüder beim „Herrenabend“ im Cafe Kraus in Wien VII Schottenfeldgasse 76. Bb Loki (Wegl) übernahm es, den schriftlichen Verkehr mit den im Feld stehenden Bundesbrüdern aufrecht zu halten. Vier unserer Bundesbrüder wurden Opfer des Krieges. Die Bundesbrüder Giselher (Dr. Fritz Bock, der spätere Bundesminister und Vizekanzler) und Schmecks (Msg. Heinrich Zeder, Gefangenenhaus-Seelsorger und Pfarre von St. Anton) wurden vom NS-Regime verfolgt und eingesperrt.

Am 7. März 1946 findet der erste BC nach acht Jahren und am 25. Mai, nach der vereinsrechtlichen Genehmigung, die erste öffentliche Kneipe statt. Anfang Juni 1946 erscheint das erste Nachrichtenblatt nach dem Krieg und lädt die Bundesbrüder zum 24. Stiftungsfest. Das 48. Semester schließt mit einem Mitgliederstand von 44 Thuringen, davon bereits 3 neue Fuchsen. Im 52. Semester – SS 1948 – besteht der CHC wieder ausschließlich aus aktiven Schülern. AH Tassilo bringt im Selbstverlag zum Preis von öS 6.- den „Studentischen Biercomment“ heraus. Der „Sejcek“, einer der wesentlichsten Vorläufer des MKV-Comments, war geboren. 1950 übernimmt Thuringia den Vorsitz im WStV – bleibt aber, aufgrund der schlechten Erfahrungen, bis in die 1980er Jahre Verbandspolitisch absent.
In den nun folgenden Jahren entwickelt sich Thuringia im steten auf und ab zu einer mittelgroßen MKV Verbindung mit heute etwas über 100 Mitgliedern. Obwohl auch sie nicht von den Wirren der 1968er Jahre verschont bleibt und es aufgrund der Diskussionsfreudigkeit der Verbindung immer wieder zu Zäsuren in der Aktivitas kam, musste die Verbindung niemals (mit einer Ausnahme kurz nach der Gründung) sistieren. In die Zeit um 1968 fällt auch die erste Burgkneipe in der Babenberger Burg Gars/Thunau, die seit dieser Zeit regelmäßig jeweils am 1. schulfreien Samstag vor den Sommerferien gefeiert wird.

Als der MKV in den 1960er jahren mit dem TCV ein Kooperationsabkommen abschließt, ist Thuringia eine der ersten MKV Verbindungen, die einen Freundschaftsvertrag mit einer TCV-Verbindung unterzeichnet. Dieser besteht seit 1969 mit Thuringia Coburg und ist auch heute noch, nach über 40 Jahren erfreulich lebendig. Die beiden Thuringias präsidieren 1986 auch den Festkommers in Rosenheim anlässlich des 25jährigen Bestehens der Freundschaft zwischen MKV und TCV, an dem weit über 500 Kartellbrüder aus fast 100 Korporationen teilnehmen.
Anlässlich des 60. Stiftungsfestes wird 1982 beschlossen, mit der ebenfalls 1922 gegründeten K.ö.St.V. Donaumark aus Wien II ein Freundschaftsband zu tauschen. Grundlage für den Austausch des Freundschaftsbandes bildet die gemeinsame Organisation einer Donaufahrt der 1922 gegründeten WStV-Verbindungen (Borussia, Babenberg und Vandalia) nach Dürnstein. Dieses Freundschaftsverhältnis wird bis heute insbesondere von den verschiednen Aktivengenerationen gerne gepflegt.

Ab den 1980er Jahren nimmt Thuringia auch wieder verstärkt am Kartellgeschehen teil. 1980 übernimmt Bundesbruder Jonny das Amt des WStV-Prätors. In der Folge sind zahlreiche Bundesbrüder in WStV und MKV tätig. Die Bundesbrüder Dr. Textor (WStV-(Ehren)-Vorsitzender, Couleurchefredakteur etc., EKV-Präsidum etc usw.) und Dr. Marc-Anton (mehrfacher Funktionär in WStV, MKV, EKV und TCV) erhalten für ihre Verdienste den Ehrenschild des MKV. Aber auch die BbrBbr Dr. Konfuzius (WStV-Kassier und WStV-Philistersenior), Freud (WStV-Philx, WStV-Prätor), Seneca (K-Projekt-Refernt), Chilón (WStV-Consenior, WStV-Senior) Bbr. Balmung (WStV-X, WStV-Prätor) und Gryphius (WStV-Consenior, WStV-Prätor) sind bis heute im Dienste der größeren Gemeinschaft aktiv.

Doch nicht nur im operativen Tagesgeschäft unserer Verbände sind unsere Bundesbrüder aktiv. Das Schulungswesen unseres MKV, welches in seiner Form einzigartig im Couleurstudentum ist, wäre ohne die tatkräftige Mithilfe und Organisation der Thuringen nicht möglich. So stellt Thuringia seit 2011 den stellvertreden Leiter der Landesverbandschulung des Wiener Stadtverbandes (www.wstv.net/schulung) und seit 2013 auch dieselbe Position auf der Kartellführungsschulung des MKV (http://www.mkv.at/?sys=website&seite=27). Hier zeigt sich, dass Thuringia zurecht stolz auf unserer dreigliedriges Ausbildungssysten, von der Fuchsenerziehung auf der Bude über die Commentschulung des WStV in Stift Göttweig bis zur Führungsschulung in Kremsmünster, ist.

 

Derzeit präsentiert sich Thuringia als Verbindung mit einer aufstrebenden Aktivitas, die neben dem aktiven Budenleben, sich besonders der Verschönerung ihres Verbindungsheimes in der Lange Gasse 59 (1080 Wien) widmet.